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Offenbar ohne sich dessen bewusst zu sein, hat New Alcantaras parteiloser Senator Lance B. Jackson implizit die Behauptung aufgestellt, sämtliche Präsidenten und die meisten Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten seit einschließlich Harvey Oswald, mit Ausnahme nur Andrew Madisons in seiner ersten Amtszeit, sowie der designierte US-Präsident und -Vizepräsident Leo McGarry und Michael Tang, seien niemals rechtmäßig zu Präsidenten und Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden.
Wie es zu dieser - zudem höchst arrogant und beleidigend vorgetragenen - Anschuldigung gegen die Präsidenten Oswald, Nunokawa, Scriptatore, Evans, Waller, Madison und Jefferson sowie den designierten Präsidenten McGarry, die Vizepräsidenten Finnegan, Vandenberg, Armstrong, von Matahari, Scheffer, Jefferson, Hayes und den designierten Vizepräsidenten Tang, sowie in gewisser Weise auch alle unterlegenen Kandidatenduos dieser Ära, die Führungen der beiden großen Parteien, die Secretaries of the Interior, Secretaries of Justice und Directors of the Electoral Office dieser Zeit, die Mitglieder beider Häuser des Kongresses über zahlreiche Legislaturperioden, die astorische Juristenschaft und letztlich gesamte kritische Bevölkerung kam: Quentin Rodriguez berichtet.
Schnitt auf den Plenarsaal des Senats, die Bilder zeigen Senator Jackson in der Aussprache über die Wahlrechtsreform am Rednerpult.
Die Bombe des sich offiziell als Unabhängigen bezeichnenden Senators Lance B. Jackson aus New Alcantara sollte eigentlich nur Präsidentin Jefferson und ihre Administration treffen, in einer Kettenreaktion beschuldigt sie jedoch acht Präsidenten und ihre Vizepräsidenten der illegitimen Amtsinhaberschaft, und ab dem übernächsten Sonntag träfe diese Anschuldigung dann auch den neugewählten Präsidenten McGarry und seinen Vizepräsidenten Tang.
Das Bild zoomt auf Senator Jackson heran, dessen Rede in Ausschnitten zu hören ist:
"Wiederum sieht der Verfassungsentwurf etwas anderes als der zugehörige Gesetzesentwurf vor. Im Verfassungsentwurf heißt es: 'Jedem Bundesstaat wird dabei jeweils eine zu seiner Bevölkerungszahl proportionale Anzahl von Elektorenstimmen zugeordnet.'
In New Alcantara – wie in jedem Staat dieser Welt mit einem ausreichenden Bildungssystem – ist Proportionalität eindeutig definiert, so dass obiger Absatz nur als 'Elektorenzahl = Bevölkerungszahl * Proportionalitätsfaktor' verstanden werden kann.
Im dazugehörigen Gesetzesentwurf aber heißt es: 'Jeder Bundesstaat erhält eine Anzahl an Elektorenstimmen, die dem Zweifachen der um eins erhöhten Zahl seiner wahlberechtigten Bürger entspricht.' Das heißt: „Elektorenzahl = (Bevölkerungszahl + 1) * 2 = (Bevölkerungszahl * 2) + 2“. Das ist mit der Berechnung nach dem Grundsatz der gleichzeitig eingebrachten Verfassungsänderung nicht vereinbar."
Das Bild zoomt wieder heraus, auf eine Totale des Plenarsaals
Die von Senator Jackson zitierte Passage aus einem Entwurf der Jefferson-Administration für einen Ersten Verfassungszusatz entspricht dabei mit dem von ihm beanstandeten Begriff der "Proportionalität" der geltenden Rechtslage, diese lautet in Article IV, Section 4, Paragraph 1:
Der Text wird zeitgleich zu seiner Verlesung eingeblendet:
"In den einzelnen Bundesstaaten soll daraufhin jeweils eine zur Anzahl der abgegebenen Wählerstimmen proportionale Anzahl von Elektorenstimmen ermittelt werden."
Der Presidential Election Act spezifiziert dieses Verfahren in Article III, Section 2, Buchstabe (d) so:
Wiederum wird der Text parallel zur Verlesung eingeblendet:
"Jeder Bundesstaat erhält eine Anzahl an Elektorenstimmen, die dem zweifachen der um eins erhöhten Anzahl an Wählern, die sich anonym im Wählerregister des Bundesstaates eingetragen haben, entspricht."
Wir erinnern uns an die Ausführungen von Senator Jackson:
Die Bilder von Senator Jackson am Rednerpult des Senats werden wiederholt:
"In New Alcantara – wie in jedem Staat dieser Welt mit einem ausreichenden Bildungssystem – ist Proportionalität eindeutig definiert, so dass obiger Absatz nur als 'Elektorenzahl = Bevölkerungszahl * Proportionalitätsfaktor' verstanden werden kann.
Im dazugehörigen Gesetzesentwurf aber heißt es: 'Jeder Bundesstaat erhält eine Anzahl an Elektorenstimmen, die dem Zweifachen der um eins erhöhten Zahl seiner wahlberechtigten Bürger entspricht.' Das heißt: „Elektorenzahl = (Bevölkerungszahl + 1) * 2 = (Bevölkerungszahl * 2) + 2“. Das ist mit der Berechnung nach dem Grundsatz der gleichzeitig eingebrachten Verfassungsänderung nicht vereinbar."
Legt man die von ihm gegebene Definition des Begriffes der "Proportionalität" an das geltende Wahlsystem an, so wäre allein folgende Rechenoperation zur Berechnung der Elektorenstimmen zulässig:
Eine Grafik erscheint:
Anzahl der Elektorenstimmen = Anzahl der insgesamt abgegebenen Stimmen * x
Die Anzahl der Elektorenstimmen müsste der Anzahl der insgesamt abgegebenen Stimmen, multipliziert mit einem Proportionalitätsfaktor entsprechen.
Tatsächlich werden die Elektorenstimmen seit Einfühung des indirekten Präsidentschaftswahlmodus jedoch so berechnet:
Eine weitere Grafik wird eingeblendet:
Anzahl der Elektorenstimmen = (Anzahl der abgegebenen Stimmen + 1) * 2
Die Anzahl der Elektorenstimmen entspricht der Anzahl der abgegebenen Stimmen plus eins, das Ergebnis multipliziert mit zwei.
Stellt man das von der Jefferson-Administration eingebrachte, und von Senator Jackson als verfassungswidrig, solange die Bundesverafssung ein Proportionalitätsverhältnis zwischen Bevälkerung und Elektorenstimmen eines Staates vorschreibt, zurückgewiesene Berechnungssystem einmal dem geltenden Berechnungsystem gegenüber, sieht man folgendes:
Noch eine Grafik wird eingeblendet:
Geltender Modus:
Anzahl der Elektorenstimmen = (Anzahl der abgegebenen Stimmen + 1) * 2
Jefferson-Modus:
Anzahl der Elektorenstimmen = (Anzahl der stimmberechtigten Einwohner + 1) * 2
Der einzige Unterschied ist, dass das neue System auf die Einwohnerzahl statt die Wahlbeteiligung abstellt um eine Grundgröße zu ermitteln, deren Umrechnung jedoch erfolgt in der exakt gleichen Operation.
Das Proportionalitätsprinzip übernimmt der Jefferson-Entwurf dabei aus der geltenden Fassung der Bundesverfassung, welche die Ermittlung einer zur Anzahl der abgegebenen Wählerstimmen proportionale Anzahl von Elektorenstimmen vorschreibt.
Das bedeutet im Ergebnis: verletzte der Entwurf der Jefferson-Administration das Verfassungsgebot der proportionalen Berechnung von Elektorenstimmen, welches dieser nicht einführt, sondern nur wiederholt - dann täte es der geltende Präsidentschaftswahlmodus auch, und zwar seit seiner Einführung!
Im Klartext: legte man Senator Jacksons Definition des Begriffes "Proportionalität" zu Grunde, hätten sämtliche indirekten Volkswahlen des Präsidenten und Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten von Astor seit deren Einführung die Bundesverfassung verletzt, und wären im Ergebnis vermutlich nichtig.
Jahrelang hätten weder die zuständigen Secretaries of the Interior und Secretaries of Justice, noch die Directors of the Electoral Office, noch die Members of the House of Representatives oder die Senators, noch die Führungen, Gremien und Kandidaten des DNC und der Republican Party, noch die Wählerinnen und Wähler irgendetwas davon gemerkt, dass die Präsidenten und Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten nach einem verfassungswidrigen Modus gewählt werden, und möglicherweise gar keine legitimen Präsidenten sind.
Um es mit den Worten Senator Jacksons zu sagen, die da lauteten:
Wiederum werden die Bilder vom Senator am Rednerpult wiederholt:
"In New Alcantara – wie in jedem Staat dieser Welt mit einem ausreichenden Bildungssystem – ist Proportionalität eindeutig definiert, so dass obiger Absatz nur als 'Elektorenzahl = Bevölkerungszahl * Proportionalitätsfaktor' verstanden werden kann."
Hätte er Recht, lebten wir alle in einem Land ohne ausreichendes Bildungssystem - und das schlösse ihn selbst mit ein! Seit seinem Einstieg in die Politik in New Alcantara und den Vereinigten Staaten beteiligt er sich mit Wahlaufrufen, Wahlempfehlungen und Wahlkampfautritten an den Präsidentschaftswahlen, aber entweder hat auch er mangelnde Bildung genossen und kennt die Bundesverfassung nicht, so dass ihm niemals auffiel, dass er sich an den Wahlkämpfen von Kandidaten beteiligte, die gar nicht rechtmäßige Präsidenten werden konnten - oder er hofft in seiner bekannten Arroganz und Überheblichkeit darauf, dass das Land auf einen Taschenspielertrick hereinfällt und den Reformentwurf der Jefferson-Administration als handwerklich unzureichend verwirft, weil niemand die Verfassung gelesen, und die etablierte Auslegung des Begriffes der "Proportionalität" nach dieser kennt.
Schnitt zurück ins Studio, der Anchorman spricht mit ernster Miene in die Kamera:
Hätte Senator Jackson Recht, stünden die Vereinigten Staaten vor dem unabwendbaren Sturz in die Anarchie: sämtliche von den dann unrechtmäßigen Präsidenten unterzeichneten Gesetze und Verträge wären nichtig, ebenso sämtliche Ernennungen, und rückwirkend mit ihnen auch alle weiteren auf diese rückführbaren Amtshandlungen und Ernennungen niedrigerrangiger Amtsträger.
Es bleibt abzuwarten, wie die Verfassungsrechtler und gegebenenfalls unser Supreme Court die Frage beurteilen.
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