Nachdem der Kollege Wirtz geendet und sich wieder gesetzt und der Richter ihm das Wort erteilt hat,
erhebt sich Alexander Xanathos, um im Auftrag der Regierung das Gericht in ihrem Sinne zu überzeugen zu versuchen.
Es ist einer der wenigen Momente, in denen der Attorney General den Kragen geschlossen und mit einer dunkelblauen seidenen Krawatte versehen trägt.
Your Honor,
sehr geehrter Herr Kollege,
I.) Ich möchte als erstes kurz auf eine Äußerung der Klageseite eingehen:
Es mag richtig sein, wenn neueres Recht älteres Recht aufhebt, auch wenn dies nicht ausdrücklich festgelegt wird. Aber wenn man sich die Anträge und die Diskussionen im Congress zu beiden Acts ansieht, so stellt man schnell fest, dass die
Diskussion um die Federal Reserve Bank Bill am 23.03.2007 eröffnet worden ist und die
Diskussion um die Federal Administration Bill am 21.04.2007.
Die beiden Bills wurden zeitnah und parallel diskutiert. Von einem Akt der Rechtsänderung von einem Tag auf den anderen kann nicht ausgegangen werden.
Die Tatsache, dass der Federal Reserve Bank Act einen Tag nach dem Federal Administration Act in kraft getreten ist, und dass sich dann auf das Datum der Verkündung als den bürokratisch erforderlichen Verfahrensabschluss berufen wird, kann unmöglich eine Argumentationsgrundlage sein.
II.) Die erste Frage, dich ich mir stelle und die meiner Meinung nach die wichtigste da grundlegendste ist, ist die, wo im Gesamtgefüge die Federal Reserve Bank (FRB) eingeordnet ist. Denn erst, wenn wir wissen, wo der Platz der FRB ist, kann man überhaupt über die daraus folgenden Rechtsverhältnisse in Bezug auf die Personalia eingehen.
Ist die FRB Teit des Staatswesens oder steht sie außerhalb davon?
Dass die FRB Teil des Staates ist, wird weder von der Regierung noch von der Klageseite bestritten. Den indirekten Beleg dafür finden wir auch im Gesetz, worauf ich in Folgenden eingehen werde.
Im Federal Reserve Bank Act, Section I heißt es:
(1) Die Federal Reserve Bank ist die Zentral- und Notenbank der VS Astor.
(2) Ihr Hauptsitz befindet sich in Astoria City.
(3) Die Federal Reserve Bank ist im ausschliesslichen Besitz der Vereinigten Staaten von Astor. Ein Überschuss kommt als Einnahme dem Bund zu gute.
(4) Die Federal Reserve Bank arbeitet unabhängig von Weisungen der Bundesregierung und anderer Institutionen.
Das Gesetz legt damit fest, dass in jedem Falle die Federal Reserve Bank nicht Teil der Bundesregierung ist. Ob darunter oder außerhalb, wird nicht geklärt.
Aber was ist die Bundesregierung, die in der Verfassung so nicht definiert ist?
Im allgemeinen Verständnis ist die Bundesregierung der Präsident mit seinen Ministern.
Dazu heißt es im Federal Administration Act Section 3, Abs. 1:
Die Leiter der Obersten Bundesbehörden werden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten mit Billigung des Senats berufen und von ihm entlassen. Sie stehen im Rang eines Ministers und haben Zugang zu den Kabinettssitzungen.
Die Leiter der Obersten Bundesbehörden sind demnach Teil der Bundesregierung.
Und die Mitglieder der Bundesregierung sind als Leiter der folgenden Ämter in Section 2, Abs 1
abschließend aufgezählt:
Die folgenden Obersten Bundesbehörden (Federal Departments) bilden im engeren Sinne den administrativen Apparat der Bundesregierung:
- das Department of Defense (Verteidigungsministerium)
- das Department of Intelligence Affairs (Geheimdienstministerium)
- das Department of the Interior (Innenministerium)
- das Department of Justice (Justizministerium)
- das Department of Trade and Treasury (Handels- und Finanzministerium)
- das Department of State (Außenministerium).
Das klärt leider immer noch nicht, ob die FRB Teil des Staates ist oder nur in seinem Besitz.
Schauen wir zu diesem Punkt in die Constitution, Article I:
Section 2
Alle Macht ruht im Volke und leitet sich folglich von ihm her. Staatliche Gewalt kann nur in seinem Namen durch das Volk selbst und durch die dafür in der Verfassung vorgesehenen und vom Volke legitimierten Körperschaften und Organe ausgeübt werden.
Section 3
Die legislative und die exekutive Gewalt des Staates sollen voneinander und insbesondere von der richterlichen Gewalt getrennt und unterschieden sein.
Die Constitution kennt demnach nur 3 Staatsgewalten: Exekutive, Legislative und Judikative.
Daraus folgt, dass jede Institution, die hoheitliche Maßnahmen vornimmt, irgendwo in einer dieser Gewalten aufgehangen sein muss.
Zur gesetzgebenden Gewalt gehören jene, welche Gesetze machen; das ist nur der Congress mit seinen Mitglieder.
Zur richterlichen Gewalt gehören jene, welche anhand des von der gesetzgebenden Gewalt gemachten Rechtes eben "Recht sprechen"; das ist nur der Supreme Court bzw. die durch Gesetz errichteten Gerichte für besondere Sachgebiete mit deren Mitgliedern als Richter.
Alles, was nicht Gesetze macht oder Recht spricht und was irgendwie zum Staat gehört, kann man in der vollziehenden Gewalt ansiedeln.
Die Federal Reserve Bank nimmt meiner Ansicht nach staatliche und hoheitliche Aufgaben wahr.
Denn die Festlegungen in Bezug auf die Währung würde ich schon als sehr staatlich bzw. als hoheitliche Maßnahme bezeichnen, ebenso was die Konzessionsvergabe an Privatbanken betrifft. Aber weder macht sie Gesetze noch spricht sie Recht.
Wenn sie Teil des Staates ist, wovon die Regierung und die Klageseite ausgehen, muss sie damit auch Teil der vollziehenden Gewalt sein, da wie ausgeführt unsere Verfassung keine weitere Staatsgewalt kennt.
Ein weiterer Beleg dafür, dass die FRB Teil der Exekutive ist, findet sich in der Bestimmung zum Director of the FRB:
Der Director wird als Bundesbeamter gemäss den Bestimmungen der Verfassung ernannt.
Alle Beamten sind Teil der Exekutive, denn nur Richter, Representatives und Senatoren sind dies eben nicht, da sie anderen Gewalten angehören.
Ich fasse deshalb zusammen:
1. Die Federal Reserve Bank ist Teil der Exekutive.
2. Die Federal Reserve Bank ist nicht Teil der Bundesregierung.
Da die Bundesregierungnach dem Präsidenten eben die Spitze der Exekutive (
Oberste Bundesbehörden) bildet und die Federal Reserve Bank dort nicht beteiligt ist, wie sich aus dem Gesetz herauszulesen ist, kann sie nur darunter angesiedelt sein. Und damit ist sie eine nachgeordnete Behörde.
Das verträgt sich auch direkt mit dem o.a. und hier erneut zitierten Gesetzestext:
(4) Die Federal Reserve Bank arbeitet unabhängig von Weisungen der Bundesregierung und anderer Institutionen.
Ich sehe es so, dass das Gesetz die Unabhängigkeit vor "Weisungen von oben" und von gleichrangigen anderen Behörden unterhalb der Departments schützt.
Und damit ist klargestellt, dass die Federal Reserve Bank eben eine nachgeordnete Behörde des zuständigen Ministeriums ist, nach einhelliger Meinung eben des Departments of Trade and Treasury.
III.) Nachdem wir nun wissen, wo sich die FRB im Gesamtgefüge befindet, gehe ich nun einmal das Prozedere zur Ernennung des Directors of the Federal Reserve Bank am Gesetzestext durch. Ich beginne im Federal Reserve Bank Act, Section 3, Abs. 4:
Der Director wird als Bundesbeamter gemäss den Bestimmungen der Verfassung ernannt.
Schauen wir in die Constitution, nämlich in Article VI, Section 1, Abs. 6:
Der Präsident ernennt, soweit durch die Verfassung oder die Gesetze nichts Abweichendes bestimmt ist, alle Bundesbeamten und sonstigen Amtsträger, und fertigt deren Ernennungs- und Entlassungsurkunden aus. [...]
Es steht in jedem Fall fest, dass der Director of the FRB vom Präsidenten zu ernennen ist.
Eine genauere Regelung darüber hinaus legt das Gesetz ja gar nicht fest.
Es legt nur fest, dass der Director of the FRB eben durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt wird und nicht z.B. durch den President of the House of Representatives.
Das Gesetz regelt eben nicht, ob der Director durch den Senat bestätigt werden muss, wie es z.B. der Judicial Appointments Act festlegt, worauf ich später eingehen werde.
Aber schauen wir nun weiter in Article III, Section 6, Abs. 2:
Die vom Präsidenten der Vereinigten Staaten zu ernennenden Bundesbeamten und sonstigen Amtsträger bedürfen der Bestätigung ausschließlich durch den Senat. Dieser kann ohne Mitwirkung des Repräsentantenhauses gesetzliche Regelungen erlassen, welche es dem Präsidenten der Vereinigten Staaten ermöglichen, bestimmte Beamte und Amtsträger in Eigenregie zu berufen.
Ich stelle also fest, dass der Senat eine derartige gesetzliche Regelung erlassen kann, ohne dass er dabei der Mitwirkung des Repräsentantenhauses bedarf.
Sehen wir nun in den Federal Administration Act. Dieses Gesetz ist immerhin eine gesetzliche Regelung, die in jedem Falle die Zustimmung des Senates erhalten hat, da es durch Repräsentantenhaus und Senat gegangen ist und in beiden beschlossen wurde.
Der Federal Administration Act besagt nun in Section 3, Abs. 5:
Nachgeordnete Amtsträger in Obersten Bundesbehörden und Leiter nachgeordneter Ämter und Behörden werden vom Präsidenten der Vereinigten Staaten auf Vorschlag des Leiters der jeweils zuständigen Obersten Bundesbehörde ohne Mitwirkung des Senats berufen und entlassen, es sei denn, das Gesetz bestimmt im Einzelfall eine andere Vorgehensweise.
Und wenn wir nun wieder in die eingangs zitierte Regelung des Federal Reserve Bank Acts gehen, schließt sich der Kreis und wir stehen wieder am Anfang.
Warum stehen wir wieder an Anfang?
Weil eben der Director gem. den Bestimmungen der Verfassung ernannt werden soll.
Sind nicht alle Gesetze, die verfassungskonform zustandegekommen sind, ein konkretisierter Ausdruck des Verfassungswillens?
Letzlich müssen ja alle Amtsträger gem. der Verfassung ernannt werden.
Es gilt an diesem Punkt die Legitimationskette: Eine Verwaltungsakt (z.B. Ernennung) muss auf einem gültigen Gesetz beruhen, welches auf der gültigen Verfassung beruhen muss.
"gemäß den Bestimmungen der Verfassung" ist eine unsinnige Formulierung, da eben das Gesetz auch Ausdruck des Verfassungswillens ist, denn ist ja bisher weder für formal noch materiell verfassungswidrig erklärt.
Als Beispiel sei auch mir ein Exkurs gestattet, nämlich in den Judicial Appointments Act, Section 1:
Der Chief Justice und gegebenenfalls die weiteren von den Gesetzen nach Maßgabe der Verfassung vorgesehenen Bundesrichter werden vom President nominiert und bedürfen der Bestätigung durch den Senate mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Senatorenstimmen.
DAS ist eine klare und eindeutige Regelung in Bezug darauf, ob ein Kandidat durch den Senat mit einer klar vorgegebenen Mehrheit bestätigt werden soll. Und eben eine solche fehlt im FRB Act.
Ich fasse deshalb zusammen:
1. Der Director of the FRB wird als Leiter einer dem Department of Trade and Treasury nachgeordneten Behörde (auf Vorschlag des Secretary) vom Präsidenten ernannt.
2. Der Kandidat bedarf hierfür gemäß dem Federal Administration Act hier nicht der Bestätigung durch den Senat.
IV.) Zum Verständnis der gesetzlich geforderten Unabhängigkeit der FRB von der Bundesregierung und anderen Behörden habe ich meinen Ausführungen zur Antragserwiderung nichts hinzufügen und vermeide an dieser Stelle eine Wiederholung.
V.) Ich fasse deshalb abschließend zusammen:
1. Die Federal Reserve Bank ist Teil der Exekutive.
2. Die Federal Reserve Bank ist nicht Teil der Bundesregierung.
3. Die Federal Reserve Bank ist eine nachgeordnete Behörde des Departments of Trade and Treasury.
4. Der Director of the FRB wird als Leiter einer dem Department of Trade and Treasury nachgeordneten Behörde (auf Vorschlag des Secretary) vom Präsidenten ernannt.
5. Der Kandidat bedarf hierfür gemäß dem Federal Administration Act hier nicht der Bestätigung durch den Senat.
6. Die Ernennung Mr. Amerigo J. Hullanders zum Director of the Federal Reserve Bank durch President Jefferson ist damit rechtens und gültig.
Vielen Dank für Ihre Aufkersamkeit.
Alexander setzt sich wieder und wartet auf evtl. Frage des Gerichtes.