Kruger: Nach der TV Debatte wollen wir erneut mit unserem Experten Richard Wilson sprechen, der sich mit uns das Duell angesehen hat. Richard, wie ist ihr Eindruck nach der Debatte?
Wilson: Sie lief anders als ich erwartet hatte. Soll heißen, die Kandidaten haben sich weniger gegenseitig angegriffen, als man vielleicht nach dem Wahlkampfauftakt hätte vermuten können. Bei manchen Themen gab es sogar große Schnittmengen, auch wenn das so natürlich keiner ausgedrückt hat.
Kruger: Schauen wir uns einmal die einzelnen Themenfelder an: Wer konnte wo punkten?
Wilson: Hier gab es wiederum kaum Überraschungen. Holden konnte besonders bei der WiSim ihre Erfolge für sich verbuchen. McGarrys Forderungen nach mehr Bürgereinbindung konnte Holden gut kontern. Die lag auch bei unserer Blitzumfrage in diesem Kompetenzfeld vorn. Anders herum sah es dagegen bei der Außenpolitik aus, wo McGarry den konkreteren Eindruck machte und hier seinerseits bei den Zuschauern vor Holden lag.
Kruger: Wie sieht es bei den innenpolitischen Themen aus?
Wilson: Das ist schwer zu sagen. In den Einlassungen zu möglichen Strukturreformen waren beide vage und tendenziell eher zurückhaltend. Für Reformer dürfte das abschreckend gewirkt haben, aber wenn, dann bei beiden Kandidaten gleich. McGarry hat dafür noch stärker darauf verwiesen, dass seine Regierung wieder mehr aktive Anschubarbeit in der gesellschaftlichen Debatte leisten will. Da dies etwas ist, was viele bei Jefferson vermissen, glaube ich, dass er damit punkten konnte. Bei der Ausgestaltungsfrage haben die beiden einen komplett unterschiedlichen Ansatz, der letzten Endes eine Glaubensfrage ist. Wie sich dieser Punkt auf die Wahl auswirkt, weiß ich nicht, zumindest aber spielte er bei der Blitzumfrage eine größere Rolle, als wohl viele angenommen hatten.
Kruger: Wer hatte das bessere Schluss-Statement?
Wilson: Dieser Punkt geht m.E. klar an McGarry. Oder zumindest könnte man sagen, dass ihre Taktik hier nicht aufgegangen ist.
Kruger: Welches Fazit ziehen sie aus der Debatte.
Wilson: Im Grunde war die Debatte repräsentativ für das, was ich vorher sagte. Wenn wir uns die Frage ansehen, welcher Partei die Zuschauer nahe stehen, so sagten 42% Republikaner, nur 8% Demokraten und 50% waren Unabhängige. Somit hat das TV-Duell die Zielgruppe in besonders hohem Maße erreicht. Interessant ist aber, daß bei der Frage "Wen würden sie wählen", Holden einen wesentlich geringeren Vorsprung hatte. Das heißt, daß die Unabhängigen momentan wohl eher zu McGarry tendieren, aber Holden hat eben trotzdem - man vergleiche die Zahlen, die ich Vorabend präsentiert habe - eine Mehrheit.