Tritt im Versammlungsraum des Restaurants "El Local" in Agnus Dei vor die Medien
Guten abend, Ladies and Gentlemen
Vor wenigen Tagen hat mich ein Umfrageinstitut telefonisch erreicht und mir einige Fragen zu meinem Konsumverhalten gestellt. Bei den persönlichen Daten habe ich als Beruf "Pensionär" angegeben. Ich tue das jeweils ohne falsche Scham, denn es spricht nichts dagegen, nach einem erfüllten Berufsleben kürzer zu treten. However, das Leben verlangt manchmal rasche Entscheide.
Heute um 16.51 Uhr habe ich beim U.S. Electoral Office meine Kandidatur als Präsident der Vereinigten Staaten eingereicht. Als Vizepräsidentin an meiner Seite kandidiert Veronica Sturgess. Sie wird sich selbst noch zu ihrer Person und ihren Motiven äussern. Meine Kandidatur erfolgt parteiunabhängig, nachdem die von mir ins Leben gerufene Astorian Populist Party (APP) noch im Aufbau begriffen ist.
In den nächsten Tagen werde ich mich in allen Teilen unseres Landes sämtlichen Fragen stellen, die mich erreichen. Über meine Haltung zu Sachfragen und meine Vision zu Astors Zukunft werde ich im Rahmen des Wahlkampfs mit Sicherheit erschöpfend Auskunft geben dürfen. Gestatten Sie mir daher, dass ich stattdessen kurz zu meinen Motiven für eine Kandidatur spreche.
Ich war in grauer Vorzeit für Astor in verschiedenen Funktionen tätig, in einigen nach meiner Einschätzung durchaus erfolgreich, in anderen deutlich weniger. Ich habe Kritik an meiner Person nie pauschal bekämpft, sondern im Gegenteil mich selbst stets in die Kritik genommen. Ich habe, als unser Land noch völlig anders aufgebaut war, bereits einmal als Präsident geamtet und bin mir bewusst, dass diese Amtszeit in den Geschichtsbüchern kritisch beleuchtet wird.
Eines aber kann ich mit bestem Gewissen versichern: Ich habe stets so gehandelt, wie es mir der Amtseid auferlegt hat. Bei jeder Handlung hatte ich immer das Wohl des Landes im Auge. Wenn gewisse Entscheide rückblickend nicht zu diesem Wohl geführt haben, so ist das auf meine ganz persönliche Unvollkommenheit zurück zu führen, nicht aber auf bösen Willen.
Was mich hier und heute bewegt, in die anstehende Wahl einzugreifen, ist nicht etwa, dass ich die bereits zur Wahl stehenden Persönlichkeiten nicht für fähig halte. Im Gegenteil. Die amtierende Präsidentin wie auch Mr Darling geniessen meine Wertschätzung. Ich glaube aber, dass sie bei aller persönlicher Befähigung und Motivation nicht frei in ihrem Handeln zu Gunsten Astors sind.
Die Democrats und die Republicans möchten die Präsidentschaft stellen. Auf der einen Seite eine Partei, die nur noch von ihrer Vergangenheit getragen wird und die aus einem Automatismus heraus eine Kandidatur lanciert und nicht aufgrund einer Mission. Auf der anderen Seite eine Partei, die - wie jetzt gerade eben wieder - ihren politischen Gegner in Selbstzufriedenheit und Sattheit verhöhnt und machttrunken torkelt. Was kann daraus Gutes entspringen? Wie kann ein Präsident oder eine Präsidentin mit dieser Basis zukunftsgerichtet arbeiten? Wie will er oder sie einigend wirken? Wie kann dieser Kampf zwischen zwei getrennten Lagern dazu führen, dass wir als one nation erfolgreich sind?
Meine Basis, ladies and gentlemen, ist das Volk. Es sind die Menschen die hart arbeiten, ihre Kinder grossziehen, ihrer täglichen Verantwortung nachgehen. Meine Welt sind nicht die gross angelegten Conventions, die Luftballon-Orgien, die überladenen Buffets, die Ämter-Zuschieberei hinter den Kulissen. Meine Welt ist nicht der billige Kompromiss zugunsten der nächsten Nomination, der heimliche Deal für den nächsten Karrieresprung. Meine Welt ist ein offenes, ehrliches Wort.
Ich stehe für Fragen zur Verfügung. Sollten keine anstehen, werde ich ihm Rahmen des Wahlkampfs sicherlich noch genügend Antworten liefern.
Thanks.
Andrej Kapinsky