Original von John E. Prescott
Ich zitiere mal aus dem Film "The American President" ohne zu wissen, ob das mit historischen Fakten belegbar ist, aber dort sagt der Präsident: "Als die Stadtplaner Washington entwarfen, wollten sie eine Stadt, die ausländische Besucher einschüchtern sollte." Ob wir das nun wollen, sei mal dahingestellt und ich stimme ja zu, dass es nicht Astoria City sein muss/soll, aber ich möchte auch nicht, dass es bewußt provinziell klingt.
Ausländische Besucher einschüchtern - sind wir etwa das Reich des Bösen?
Ich glaube, ein allzu bombastisch oder majestätisch klingender Name schüchtert in erster Linie die Bundesstaaten ein, weil er suggeriert, dass diese Stadt mehr ist als die Regierungshauptstadt eines föderativen Staates, sondern so etwas wie ein nationales Epizentrum.
Ich fände einen bewusst provinziell klingenden Namen zwar durchaus passend und sympathisch, ein solcher ist für mich aber kein Muss. Mir ist eben nur wichtig, dass der Name bewusst nicht "weltstädtisch" klingt.
Und ich verstehe auch nicht, warum die Diskussion sich nur darum dreht ob Greenville oder Nicht-Greenville und dann der Vorschlag kommt, man könne ja als Kompromiss Greenville umbenennen. Warum nicht eine ganz neue Stadt einzeichnen und Greenville so lassen wie es ist?
Meinetwegen kann man auch Greenville seinen Namen lassen, und irgendwo eine ganz neue Stadt als Hauptstadt einzeichnen, aber ich halte eigentlich gerade die Position Greenvilles für sinnvoll und passend für die Bundeshauptstadt: es ist durchaus sinnig, dass diese - ob nun mit Bundesdistrikt oder ohne - in Astoria State liegt, das nach den bisherigen Festlegungen der Geschichtskonferenz ja in der Gründerzeit die stärkste und mächtigste Kolonie gewesen sein soll, wenn ich mich jetzt recht erinnere? Diese Lage der Bundeshauptstadt könnte ein Kompromiss zwischen Astoria State und den übrigen Staaten gewesen sein: Hauptstadt wird nicht Astoria City, sondern eine dafür geschaffene kleinere Stadt, aber dafür in Astoria State.
Die Lage an einem Fluss ist zudem verkehrstechnisch günstig, bereits im Bau der Stadt ebenso wie zu ihrer späteren Versorgung.
Und endlich nimmt man dem jetztigen Greenville doch auch nichts außer evtl. seinem Namen - oder besteht die Stadt sonst noch aus irgendetwas.
Zur Retortenstadt (wobei das wie gesagt eher eine theoretische Debatte ist): Ich denke eine solche Stadt entwickelt sich als Hauptstadt von ganz allein in eine Richtung, die es eben nicht bei einer künstlichen Kleinstadt belässt. Wenn Du anfängst auf einer grünen Wiese ein paar Ministerien anzusiedeln, ziehen die Familien nach. Für die brauchst Du dann Supermärkte, Schulen, Krankenhäuse, Friseure etc. Das ist alles noch überschaubar, aber als Nächstes kommen dann Firmen und Verbände, die in der Hauptstadt repräsentiert sein wollen, um ihre Lobbyarbeit zu machen. Auch die kommen wieder mit Anhang, bauen sich irgendwo repräsentative Gebäude hin etc. Dazu kommen ausländische Botschaften usw. Diese ganze - eher einkommensstarke - Klientel zieht dann auch Restaurante, feine Hotels, Theater, Oper etc. an. Und dieser ganze Kram muss ja auch irgendwie bewirtschaftet werden. Und irgendwo muss das Heer von Kellnern, Zimmermädchen, Nannies etc. ja auch wohnen. Und wenn die Stadt dann mehr als eine Generation dasteht wirst du auch die gleichen Probleme bekommen wie in anderen Regionen, denn während die ersten noch hingezogen sind um Arbeit zu bekommen, wird das für die Nachkommen der 2. Generation vielleicht gar nicht mehr immer möglich sein etc... Und schon hast Du auch Arbeitslose... Wobei allein die Zahl der Regierungsmitarbeiter + Familien die Einwohnerzahl schon in den sechsstelligen Bereich drücken müsste. Das Ganze beschriebene Drumherrum und schon hast du 500.000 Leute, also mehr oder Weniger Washington D.C.
Ich habe ja bereits darauf verwiesen, adss eine Stadt nicht einfach unkontrollierbar wie Kraut und Rüben wächst. Na gut, die Elendsviertel in den Großstädten der Dritten Welt tun das, aber in einem Land wie Astor lässt sich die bauliche und infrastrukturelle Entwicklung einer Stadt durchaus planen, siehe eben die Bauleitplanung.
Und etwas noch anderes sind nun Planstädte, wie für Astors vorgeschlagen: diese Städte wachsen in dem Sinne gar nicht, es werden planerisch Strukturen vorgegeben, und dann nur noch nach Maßgabe ihrer Kapazitäten bevölkert.
Vor allem gäbe es in einer Planstadt als Hauptstadt schon gar keine "zweite Generation", keinen Generationenwechsel wie in normalen Städten. In dieser Stadt verbringt man nicht sein Leben, man lebt dort nur, solange man dort arbeitet. In vielen Fällen ist das vielleicht nur für einige Jahre, dann wechselt man den Arbeitsplatz bzw. wird (als Regierungsbeamter) mögliherweise versetzt, und zieht ganz woanders hin. Viele in dieser Stadt Beschäftigte Personen bleiben vielleicht an ihren früheren Orten wohnen und belassen auch ihre Familien dort, während sie selbst für die Dauer ihrer Tätigkeit in der Hauptstadt Wochenendpendler sind.
Natürlich verbringen manche Menschen ihr ganzes Berufsleben dort, aber im Ruhestand lassen sie sich dann anderenorts nieder, denn die Stadt ist ganz auf die Bedürfnisse der dortigen Regierungs- und Versorgungsbediensteten sowie ihrer Familien zugeschnitten. Und natürlich wachsen manche Kinder und Jugendliche auch ausschließlich in dieser Stadt auf, wenn ihre Eltern dort dauerhaft arbeiten und sich niedergelassen haben, aber daraus folgt kein Automatismus, dort nach Beendigung ihrer Ausbildung zu bleiben. Das ist eher die Ausnahme, die dann eintritt, wenn sie dort berufstätig werden. Anderenfalls lassen sie sich woanders nieder. So etwas lässt sich etwa dadurch steuern, dass auch die Wohngebäude in dieser Stadt Bundeseigentum sein könnten, und vermietet wird nur der Bedignung des Nachweises einer Anstellung in der Stadt. Es gibt wirklich vielfältige Möglichkeiten, wie eine wirklich reine Veraltungshauptstadt funktioneren kann.
Und zur Größe: ich halte einen Rahmen von 300.- bis 350.000 Einwohnern durchaus für realistisch.
Canberra etwa, die meinem Vorschlag am nächsten kommende real bestehende Stadt, zählt rund 330.000 Einwohner.