Immer noch ein wenig blass um die Nase betritt Veronica die aufgebaute Bühne in der Stadthalle von Flint, nimmt sich das Mikrofon und lächelt die Zuhörer an.
Ich möchte mich vorneweg dafür entschuldigen, dass meine Rede am Sonntag wegen einer kleinen Grippe von mir ausfallen musste und sie umsonst gewartet haben. Und danke, dass sie mich deswegen nicht verklagen.
Die Leute lachen und klatschen in die Hände. Ein älterer Herr in der ersten Reihe droht Veronica mit dem Finger und ruft: „Das werden wir ja noch sehen, junge Dame!“, zwinkert ihr dann aber mit einem verschmitzten Lächeln zu. Veronica lacht ebenfalls.
Danke, dass sie mir in der Heimatstadt von Governor McGarry einen so warmen Empfang bereitet haben und mir heute Abend ihr Ohr leihen möchten. Mir ist durchaus bewusst, dass dies hier eine Hochburg der Demokraten ist, aber es gab noch keine Hochburg, die nicht irgendwann gefallen ist. Vielleicht schaffen wir das ja am Mittwoch, den Demokraten hier ein Schnippchen zu schlagen. Es wäre ein positiven Zeichen für Astoria State, genau wie für die Vereinigten Staaten. Es würde klar machen, dass die Nation nicht nur aus Demokraten und Republikaner besteht, sondern auch aus Unabhängigen, die dies mit Stolz sind!
Vereinzeltes Klatschen ist zu hören.
Verstehen Sie ich nicht falsch: Ich habe viele Freunde, die entweder bei der DNC oder bei der RP sind. Einer meiner engsten und teuersten Freunde, Thomas Dorian, der Bürgermeister von Astoria City...
Der ganze Raum wird von Applaus erfüllt und manche skandieren „Dorian! Dorian! Dorian!“ Veronica klatscht ebenfalls in die Hände, lächelt und setzt dann noch mal neu an.
Thomas ist bekennender Demokrat und glauben Sie mir: Als jemand, der den Republikaner näher steht, als den Demokraten, war es manchmal kein Zuckerschlecken, unter ihm zu arbeiten. Aber er nannte mich auch liebevoll ‚die liberalste Republikanerin, die nicht Mitglied der Partei ist’. Ich zähle mich offen zu den Unabhängigen und werde auch niemals einer Partei eintreten. Für mich zählen die Menschen, da ist mir das Parteibuch erst mal ziemlich egal.
Wieder klatschen die Leute.
Aber heute Abend wollte ich Ihnen meine Ideen und Visionen näher bringen; und zwar zum aktuell wieder stärker ins öffentliche Interesse gerutschte Thema der Außenpolitik. Aber auch einige Sätze über die Sicherheitspolitik möchte ich loswerden.
Die Geschehnisse in Sebulon sind eine absolut logische Konsequenz der vergangen Monate dort. Aber sollte der ausgerufene Ausnahmezustand zu kurz wie nur möglich andauern. Vor allem spreche ich mich entschieden gegen ein momentanes Eingreifen unserer Regierung aus. Wir sollten erst mal beobachten und dann weitere Entscheidungen treffen. Was wir machen können, sind Beobachter zu entsenden, um die Lage zu stabilisieren.
Zu dem am Wochenende unterzeichneten Grundlagevertrag mit der Demokratischen Union kann ich nur gratulieren. Ja: Ich bin Verfechterin der ISO. Ich halte es für wichtig, feste Bündnispartner zu haben. Denn seien wir ehrlich: Es gab Zeiten in Astor, da waren wir vollkommen isoliert in der Welt. Nicht ganz so schlimm wie die Demokratische Union, aber wir waren knapp dran.
Ein Lachen geht durch die Stuhlreihen.
Wir haben uns nicht gerade wie die Macht gezeigt, die wie eigentlich sein sollten. Denn wir sind eine große und stolze Nation und wir sollten auch so handeln. Aber: Nicht in Cowboymanier, sondern mit gleichberechtigten Partnern an unser Seite. Und dazu zählen immer mehr Nationen. Das ist der Grund, warum ich die ISO und auch separate Verträge für wichtig halte: Sie geben nicht nur uns in Astor Sicherheit, sondern der ganzen Welt.
Veronicas Stimme wird jetzt kämpferischer.
Lassen Sie mich abschließend sagen: Wir sind auf dem richtigen Weg. Und Mr. Kapinsky und ich werden unsere Ideen auf jeden Fall mit einbringen. Mit Aufrichtigkeit! Mit Ehrlichkeit! Nichts als die Wahrheit! Wir stehen zu den Menschen in Astor! Lassen Sie uns gemeinsam am Wahltag den Demokraten und Republikaner zeigen, dass es noch eine dritte Macht in Astor gibt! Nächster Halt: Weißes Haus! Vielen Dank, meine Damen und Herren! Einen schönen Abend noch und Gott schütze Astor!
Die Menschen erheben sich klatschend und Veronica taucht in der Menge ab um noch einige persönliche Fragen zu beantworten und Gespräche zu führen. Die Leute drücken ihre Schulter und schütteln ihre Hand.