Hinweis: In den nachfolgenden Beitrag sind bewusst einige Spitzen und Gehässigkeiten eingeflochten, um das Blut gewisser Mitspieler in Wallung zu halten!
Deine Ausführungen sind zwar sachlich zutreffend, beleuchten aber nur die eine Seite der Medaille, und lassen eine Reihe anderer Gesichtspunkte außer Betracht.
Zunächst einmal ist konstant hohe Aktivität nicht alles, ohne Qualität nutzt bloße Quantität gar nichts. Wenn ich jeden Tag um zwei Uhr aus der Schule komme, das dank Ferien, Feiertagen, Brückentagen, Lehrerausflugstagen usw. sowieso nur rund dreißig Wochen pro Jahr, und Mama für mich kocht, wäscht und putzt habe ich natürlich massig Zeit, diverse Micronationen zuzuspamen. Auf das Jahr hochgerechnet weit über tausend, zweitausend, oder was weiß ich wie viele Stunden. Darauf beruht die Aktivität vieler OIK-Staaten. Für eine Community, die ältere Mitspieler ansprechen möchte, welche berufstätig sind oder studieren, allein oder mit ihrem Partner zusammenleben, andere zeitintensive Hobbys oder Familie haben ist es für das Mitwirken an einem Online-Spiel oftmals essenziell, nicht unter dem Druck zu stehen, täglich online sein und fünfzehn Beiträge verfassen zu müssen. Überhaupt sind die Micronationen schon dadurch ein zeitlich anspruchsvolles Spiel, dass sie "24/7" stattfinden und ein nicht unerheblicher Teil der Spielerschaft tatsächlich täglich online und aktiv ist - viele andere Online-Spiele sind allein dadurch spielerfreundlicher, dass sie, weil chatbasiert, an einem oder zwei Terminen pro Woche stattfinden, oder, wenn forenbasiert, so ablaufen, dass ebenfalls zwei-, dreimal wöchentliche Aktivität die Norm ist.
Insofern kann eine niedrigere Durchschnittsaktivität durchaus vorteilhaft für die GF-Community sein, vorausgesetzt, da hast du wiederum Recht wenn du die verbreitete Inaktivität ansprichst, es handelt sich tatsächlich um durchschnittlich zwar niedrige, aber konstante Aktivität, und nicht Inaktivität. Diese ist in der GF-Community auch durchaus verbreitet, aber das Problem ist, das habe ich schon mal an anderer Stelle (namentlich im gecrackten DU-Forum

) gesagt, hausgemacht bzw. aus der OIK-Community importiert: es wurden zahllos und wahllos Staaten gegründet, um schnell Kartenplätze zu füllen, ehe sie jemand anders belegt, oder sie leer bleiben, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob der Staat dauerhaft lebensfähig sein wird. Im Rausch der Begeisterung haben sich viele Spieler verzettelt, Staaten gegründet, mitgegründet, sich angemeldet oder anwerben lassen ohne dabei im Auge zu haben, wieviel Zeit und Arbeit sie langfristig in das Hobby "Micronationen" investieren können. Hier wäre sicherlich einmal ein "Ausmisten" angezeigt, das die Zahl der Staaten zwar verringern, den verbliebenen aber konstante, wenn auch durchschnittlich niedrigere Aktivität als in der OIK-Community bescheren würde, was aber den Interessen und Bedürfnissen der GF-Zielgruppe durchaus entgegenkäme.
Der Mitspielermangel ist derweil kein spezifisches Problem der GF-Community, den letzten seriösen OIK-Staaten geht es auch nicht dadurch besser, dass sie Magneten für Leute sind, denen es in den diversen Kiddy-Nationen irgendwann zu doof wird. Neben der erwähnten hohen zeitlichen Inanspruchnahme in vielen Micronationen bedeutet denke ich auch und gerade das Unterlassen einer strikten Abgrenzung von Spaß- und Satirenationen ein Imageproblem für die seriösen Projekte. Die Hochzeit der Berichterstattung über Micronationen in den Print- und teilweise Telemedien fiel in eine Phase, als die ernsthafte Politiksimulation noch experimentellen Charakter hatte und die kulturelle Ausgestaltung bestenfalls tief in den Kinderschuhen steckte, entsprechend lag der Fokus der Darstellung klar darauf, die Micronationen als leicht schrägen, sich selbst nicht allzu ernst nehmenden Kosmos zu portraitieren. Bis heute assoziiert, wer nie näher mit den Projekten der GF-Community in Berührung gekommen ist, den Begriff "Micronation" wohl noch immer mit dem Bild eines vierzehnjährigen Gymnasiasten, der mit Burger King-Pappkrone auf dem Kopf unter dem Tokio Hotel-Poster im Kinderzimmer vor dem PC sitzt und über das Erzherzogtum Schnitzelstein-Karottenburg herrscht. Erlebt er dann auf einer der so gefeierten community-übergreifenden (im Vokabluar mancher Leute: kartenübergreifenden) Veranstaltungen noch Heuler wie "Aquatropolis" o. ä. braucht sich keiner zu wundern, wenn er kotzend das Weite sucht und Micronationen für bescheuert hält, obwohl er an nach seinen Interessen an Astor z. B. eigentlich Spaß hätte und ein Gewinn für das Spiel wäre.
Die Zukunft der GF-Community liegt in meinen Augen klar darin, sich in eine in sich geschlossene Spielwelt realistischer Staats-, Gesellschafts- und Kultursimulationen zu entwickeln, ohne "Beamer" oder "Dimensionenportale", ohne Urmels, Marsianer, Orks und Trolle (wie sie seit neustem in Tir Na n“g herumlaufen), ohne glatzköpfige Hobbydiktatoren in unterseeischen Scheißanlagen und ohne fünfundneunzig nur marginal verschiedene Preußen-/Deutsches Reich-Simulationen. Diejenigen Projekte mit den gleichen Ansprüchen wie die GF-Staaten, die trotzdem in der OIK-Community bleiben wollen müssten dann eben wissen wofür sie sich entscheiden und zusehen, wohin es sie bringt, für die GF-Community ist aber essenziell, im Netz sowie darüber hinaus als ein von der OIK-Community separates und unabhängiges Projekt wahrgenommen zu werden, das mit dieser nichts mehr zu tun hat. Das ist der Schlüssel zum Gewinn neuer Mitspieler und der Vitalisierung inaktiver Staaten, das ist der Weg in die Zukunft.