Nein ist es nicht

Ich muss auch morgen nochmal mehr dazu schreiben, aber ich sollte mal pennen gehen. Dennoch ein Gedanke, der auch eine Frage aufwirft, bzw. ein Problem, für das ich auch keine Lösung weiß:
Es wird ja gerade auch immer wieder and er Zusammensetzung des Bundestages kritisiert, daß bestimmte Gruppen extrem überrepräsentiert sind. Dies trifft auf Beamte zu, aber z.B. auch auf Juristen bzw. generell Akademiker. Keiner im Bundestag war ja z.B. vorher Hartz 4 Empfänger. Gerade die Beamtlastigkeit kann man kritsieren, aber ich würde ja andererseits auch gar nicht wollen, daß unsere politische Führung einem sozioökonomischen Querschnitt der Gesellschaft vom Professor bis hin zu RTL2 Frauentausch wiedergibt, sondern finde es durchaus angebracht - so snobistisch das klingen mag -, daß sich Politiker aus einer Elite rekrutieren - wobei sich Elite hier auf Bildung bezieht.
Und darüber hinaus kann eine bürgernahe Repräsentanz auch ein Problem sein, daß wir trotz des obigen Arguments auch sehen. Wenn nämlich ein Politiker gewählt wird, weil er seit seiner Geburt im gleichen Kaff wohnt, indem ihn jeder mag, weil er beim Schützenfest Hundebabies streichelt, bringt das auch gerne einen Schlag provinziellen Provinz-Klientelpolitiker hervor, für den das Bonn-Berlin Gesetz wichtiger ist als das Grundgesetz, der sich dann gerne mal auf der Auslandsreise blamiert usw.
Kleintelnahe Repräsentation - und jetzt schreibe ich doch schon wieder viel - hat auch noch ein anderes Problem, denn sie wird auch oft falsch verstanden. Ich finde z.B. nicht, daß eine 32 jährige Ministerin geeignet ist, "junge Leute" oder gar Jugendliche zu vertreten, denn wer mit 32 Minister wird, der hat ein Leben zwischen Parteitagen und Wahlkampfständen geführt, daß mit der wirklichen Lebenswelt der eigenen Generation nichts gemein hat, ausser das er/sie im Vergleich zum 70 jährigen Minister vielleicht noch weiß, was ein IPhone ist. Das Gleiche gilt z.B. für ausgwiesene "Eltern" in der Politik ("Ist doch toll, wenn eine Mutter von 23 Kindern Familienministerin wird...."), denn das macht Politik dann zur Betroffenheitspolitik. Und bei der Vorstellung des so beschriebene Prenzlauer Berg Mütter Mafia Politik mit dem Erfahrungshintergrund macht wie unmöglich es ist, daß der kleine Sören auf dem Spielplatz neulich eine Bierdose gefunden hat, dann ist der Sache auch nicht gedient.
Der Fortschritt der "Volkspartei" im politikwissenschaftlichen Kontext wird ja auch gerade darin gesehen, daß diese eben nicht bewußt aus dezidiert die Interessen einer klar abgegrenzten gesellschaftlichen Gruppe (z.B. Arbeiter oder Bauern) vertritt und sich demnach auch bewußt nur für die Interessen dieser Klientel einsetzt, sondern daß sie zumindest programatisch einen gesamtgesellschaftlichen Entwurf anbietet. Eine Demokratie, die Interessengruppen nicht mehr integriert, sondern - sozusagen "ungefiltert" auf einander loslässt würde nicht funktionieren. Ganz abgesehen davon, dass man ja auch immer mehreren überlappenden Gruppen angehört (Mutter, Arbeiterin, Christin, Frutarierin, usw.

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