Bemerkenswert finde ich ja im Vergleich zwischen Deutschland und der Schweiz, dass die Verwaltung bei euch als Arbeitgeber für das "Juristenproletariat" gilt - das ist in Deutschland anders, hier sind die Jobs richtig begehrt!
Ein z. B. 27-jähriger, lediger Volljurist verdient als Beamter in der Verwaltung des Bundes jährlich brutto 39.714,19 € (51.463,04 CHF) inkl. Weihnachtsgeld und zzgl. evtl. Zulagen.
Ein 45-jähriger, verheirateter Volljurist mit zwei Kindern, der die Karriereleiter in der Bundesverwaltung mit typischer Geschwindigkeit erklommen hat, kommt auf ein Jahrsbruttoeinkommen von 59.549,84 € (77.103,42 CHF) inkl. Weihnachtsgeld und zzgl. evtl. Zulagen (sowie zzgl. 4.416,00 € (5.716,15 CHF) Kindergeld zum Nettoeinkommen, das aber keine beamtenspezifische, sondern dem Kinderlastenausgleich aller steuerpflichtigen Eltern dienende Leistung ist).
Das sind für deutsche Verhältnisse schon höchst komfortable Einkünfte. Zur besseren Einordnung fällt mir gerade nichts Intellligenteres ein als der Big-Mac-Index: ein Big Mac kostet in einem typischen McDonald's Restaurant in Deutschland 3,20 € (4,15 CHF).
Begehrt sind Einstellungen als Beamter im öffentlichen Dienst auch deshalb, weil man als solcher mehr Netto vom Brutto hat als ein gleiches Geld verdienender Angestellter - man zahlt nur Einkommensteuer, aber keine Sozialversicherungsbeiträge.
Im Krankheitsfalle erhält man die Kosten der ärztlichen oder zahnärztlichen Behandlung zu idR 50% von seinem Dienstherrn erstattet, für die übrigen 50% kann eine private Krankenversicherung abgeschlossen werden.
Nach Eintritt in den Ruhestand erhält man eine Pension, deren Höhe von der zuletzt erzielten Besoldung sowie der erreichten Dienstzeit abhängt, in der Spitze bis zu knapp 72% des letzten Bruttoeinkommens. Die Pension muss zwar voll versteuert werden, aber die zumindest 80%-ige Besteuerung von Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung wird derzeit in Deutschland ebenfalls schrittweise eingeführt, dieser "Nachteil" ist also bald keiner mehr.
Unser beispielhafter Volljurist könnte, wenn er eines Tages im Alter von z. B. 65 Jahren nach typischer Karriere in den Ruhestand tritt, mit einer Pension von jährlich ca. 39.000 € (ca. 50.500 CHF) brutto rechnen.
Ich denke, selbst in der wohlhabenden Schweiz versteht man unter "Proletariat" noch etwas anderes.
Das "Juristenproletariat" sammelt sich in Deutschland vor allem unter den selbstständigen Rechtsanwälten in Einzelkanzleien und Bürogemeinschaften, die nach Zahlung ihrer Personal- und Betriebskosten, Einkommensteuer, Sozialbeiträge (freiwillige Versicherung in der Gesetzlichen Krankenversicherung, Rentenversicherung über das Anwaltversorgungswerk) vielfach erheblich weniger netto übrig haben, als Beamte mit dreijähriger theoretischer und praktischer Ausbildung durch ihren Dienstherrn verdienen.