Verehrte Madam Senator, dass Sie unglücklich darüber sind, dass ich von den Bürgerinnen und Bürgern ins Repräsentantenhaus gewählt wurde tut mir wirklich leid. Aber vielleicht hat ein nicht unerheblicher Anteil der Wähler andere Ansichten über mich, meine Meinungen und meine Arbeit im Kongress. Dass Sie mich jedoch hier öffentlich als nörgelnden, initiativlosen Blockierer betitulieren ist eigentlich weit unter Ihrem Niveau. Wir haben für jeden offensichtlich grundsätzlich verschiedene Auffassungen von der Arbeit im Kongress. Während Sie es als dringend notwendig erachten und als initiativreich ansehen, die Bürgerinnen und Bürger unablässig und in möglichst hoher Zahl mit neuen Gesetzen oder Änderungen bestehender Gesetze zu "beglücken", habe ich da eine grundsätzlich andere Ansicht. Das was Sie Initiativlosigkeit nennen, betrachte ich als gesunde und bürgerfreundliche Zurückhaltung zur Eindämmung einer sonst ausufernden Gesetzesflut. Was Sie als Blockade bezeichnen, sehe ich als Bewahrung der bisher erreichten Rechtsordnung und Verhinderung ständiger Gesetzesänderungen ohne dringende Notwendigkeit und dem Hang zur "Verschlimmbesserung". Ja und was Sie, verehrte Madam Senator als Nörgelei bezeichnen ist nach meinem Verständnis von einer pluralistischen Gesellschaft das offene Vertreten seiner eigenen und damit vielleicht vom Mainstream abweichenden Meinung.
Weit von mir weise ich Ihre Behauptung, ja Ihre Unterstellung, im Kongress würde wegen mir niemand mehr ein Gesetz durchbekommen. Wenn ein Gesetzesvorhaben nach Ansicht der Mehrheit in beiden Häusern Sinn und Zweck hat und auch ein Mindestmaß an Notwendigkeit nachweisen kann, wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch beschlossen werden. Wenn die erforderliche Mehrheit im Repräsentantenhaus derzeit nur 1 Stimme ist, mag das bedauerlich sein, aber umso wichtiger ist es für einen Gesetzesinitiator, Sinn, Zweck und Notwendigkeit seines Vorhabens darzulegen und eben jene 1 Stimme davon zu überzeugen. Gelingt dies nicht, scheitert ein Gesetzesvorhaben halt. Das ist der Weg der demokratischen Entscheidungen in unserem Staat. Jeder, der einen Antrag an den Kongress stellt muss damit rechnen, dass dieser abgelehnt wird, egal wieviel Stimmen dafür notwendig sind und wie überzeugt der Initiator von der RIchtigkeit und der Notwendigkeit des Antrags ist.
Verehrte Madam Senator, Sie haben sich die Änderung einer jahrelang bestehenden Regelung im Citizenship Act in Ihrem Sinne in den Kopf gesetzt und können einfach nicht akzeptieren, dass es auch andere Auffassungen zu dieser Änderung gibt. Sie sind offenbar der Meinung, dass nur dieser "nörgelnde initiativlose Blockierer" aus Freeland nicht von den Segnungen Ihres Gesetzänderungsentwurfs zu überzeugen ist. Und da Sie die Gefahr sahen, dass dieses Gesetz scheitern könnte, haben Sie es lieber garnicht erst zur Abstimmung kommen lassen, bei welcher Sie die wirkliche Stimmungslage hätten erfahren können. Aber gut, das ist Ihr Recht und wenn Sie der festen Überzeugung sind, dass ein "aufgestocktes" Repräsentantenhaus Roberts-freundlicher agiert, müssen Sie den Versuch halt später wiederholen.
Was ich jedoch schon fast unerhört finde, ist die "Resolution against Sandoval", wie man Ihren Vorstoss zur Änderung der Arbeitsabläufe im US Senat nur nennen kann. Unter dem Deckmantel nachvollziehbarer und auf alle Fälle diskussionswürdiger Gedanken über die Arbeitsfähigkeit des Kongresses initiieren Sie eine Resolution, die vorerst einmal darauf abzielt, dem aktuellen Repräsentantenhaus, mit mir darin, die Gesetzgebungskompetenz abzusprechen. Dass Sie dies über den Umweg "Ruhen der Arbeit des Senats wenn ..." anstreben und sofort erst einmal nur abhängig von der Zahl der Repräsentanten machen wollen, zeigt mir, dass Sie es nur darauf abgesehen haben, mir die Entscheidungsfähigkeit zu nehmen. Auch damit werde ich leben können und leider auch müssen. Jedenfalls dann, wenn Sie Ihre Senatskollegen davon überzeugen lönnen. Um für die Zukunft "Waffengleichheit" zwischen Senat und Repräsentantenhaus zu gewähren, habe ich wie angekündigt eine Änderung der Standing Rules of Congress beantragt, die in Ihrem Sinne sein müsste, verehrter Madam Senator. Mal sehen, wie das die anderen Kongressmitglieder sehen.
Und Ihnen Mr. Silbermann muss ich leider widersprechen. Die ehrenwerte Senatorin für Laurentiana hat diese ganze Diskussion durch die Rücknahme ihres Gesetzesantrags ohne einen Abstimmungsversuch und die Beantragung der Resolution für den Senat ins Rollen gebracht. Denken Sie ernsthaft, ich würde mich mit einer solchen stimmgewaltigen, scharfzüngigen und meist brilliant argumentierenden Politikerin öffentlich streiten, wenn ich mich nicht zu Unrecht angegriffen und vorgeführt sähe? Und bitte, stellen Sie mich nicht dar, als würde ich alle Gesetzesvorhaben möglichst auch noch willkürlich und selbstherrlich stoppen. Wie viele Anträge sind denn von mir in letzter Zeit tatsächlich gestoppt worden? Nur weil die ehrenwerte Senatorin Roberts EIN Gesetz möglicherweise nicht bestätigt bekommen hätte, was noch nicht einmal sicher ist, da sie es ja garnicht erst versucht hat, bin ich nun der Buhmann. Aber gut, wird mir eben diese Rolle zugewiesen. Ich weiß nur noch nicht, ob ich bereit bin sie auch zu spielen.