Das war wohl nichts, Mr. President.
Offenkundig aufgescheucht von
diesem Hinweis des Ehrenwerten Chief Justice auf ein potenziell bevorstehendes Problem, fünf Sitze im Repräsentantenhaus auf zwei Parteien mit exakt gleichem Stimmanenteil zu verteilen, haben Sie zur Durchführung des nach Meinung Ihres Justizministers in diesem Fall durchzuführende Losverfahren vorsorglich schon mal eine
Exekutive Order erlassen.
Und sind in Ihrer völlig ungewohnten Hektik dabei gleich mal tüchtig auf die Nase gefallen. Denn was Sie (oder doch Ihr Justizminister?) sich da ausgedacht haben, ist in seiner praktischen Anwendung voll Moppelkotze.
Meine Damen und Herren, ich habe die Ehren, ihnen das "Laval'sche Langsamkeitsverfahren" zum Stichentscheid bei Repräsentantenhauswahlen zu erklären:
Nehmen wir also an, Demokraten und Republikaner erhalten bei der laufenden Repräsentantenhauswahl die jeweils genau gleiche Anzahl Stimmen, während der einzige Unabhängige Kandidat die effektive 20%-Hürde wohl kaum überspringen dürfte.
Nach dem Federal Election Act erhalten dann zunächst beide Parteien je zwei Sitze, die von Mr. Felt und Mr. Blair für die Demokraten, und von Mr. Narayan und Mr. Blue für die Republikaner besetzt werden (Mr. Aspertine ist bekanntlich von seiner Kandidatur zurückgetreten).
Für den letzten Sitz wäre möglicherweise - abschließend geklärt ist die Frage des Verfahrens ja noch nicht - ein Stichentscheid per Los zwischen Mr. Stenerud (D) und Mr. Foot (R) durchzuführen.
Dazu sollen laut der Executive Order beide Kandidaten dem Wahlleiter schriftlich und nichtöffentlich eine natürliche Zahl mitteilen, die größer Null und kleiner der Summe der Kandidaten ist. Die einzige Zahl, die diese Bedingungen erfüllt, ist die Zahl Eins.
Dann soll der Wahlleiter die im von den Kandidaten übermittelten Zahlen addieren (1+1=2), die Kandidaten in der Reihenfolge des Eingangs ihrer Mitteilung mit einer Zahl auflisten und die Summe der von ihnen genannten Zahlen - zwei - anhand dieser Liste abzählen. Der Kandidat, bei dem die Abzählung endet, erhält den Sitz.
Den Sitz bekommt also derjenige Kandidat, der dem Wahlleiter als zweiter eine Nachricht mit der Zahl Eins darin zuschickt!
Weniger ein Los-, denn ein Strategieverfahren. Na ja, eigentlich noch nicht mal das.
Der Zeitraum für die Einsendung der Zahl Eins in einer Nachricht an den Wahlleiter soll laut Executive Order zwischen 24 und 48 Stunden betragen. Somit ist bereits im Vorteil, wer in der letzten Minute dieses Zeitraumes überhaupt am Computer sitzt und die entsprechende Nachricht an den Wahlleiter schicken kann. Trifft das auf keinen der beiden Kandidaten zu, dann ist derjenige im Vorteil, der zuletzt vor Ablauf des gesetzten Zeitraumes am Computer sitzen und die Nachricht absenden kann.
Sitzen beide in der letzten Minute vor dem Computer, muss u. U. die Reihenfolge entscheiden, in denen die Nachrichten im Posteingang des Wahlleiters aufgelistet sind. Ist hier eigentlich überprüft worden, auf viele Sekundenbruchteile genau das Forum arbeitet? Und wie exakt seine eingebaute Zeitmessung arbeitet? Und wie das Forum verfährt, wenn tatsächlich zwei Nachrichten so gleichzeitig wie das Forum es feststellen kann, abgesendet werden?
Wie gesagt, Mr. President: das war wohl nichts.
Aber glücklicherweise steht ja auch noch gar nicht fest, ob im Falle eines Stimmengleichstandes bei der Repräsentantenhauswahl das tatsächlich Losverfahren anzuwenden ist.