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Kapinsky

Former President of the USA

Beiträge: 431

Beruf: Pensionär

Wohnort: Agnus Dei, New Alcantara

Bundesstaat: -

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1

Dienstag, 8. Januar 2008, 09:32

Präsidentschaftskandidat Andrej Kapinsky vor jungen Businessmen

Die kleine Bundesstaaten-"Tournee" geht weiter. Der von der langen Reise sichtlich etwas übernächtigte Präsidentschaftskandidat Andrej Kapinsky hält eine Rede anlässlich des Neujahrstreffens der „Junior Business Chamber Desperation“.

Ladies and Gentlemen, liebe Jungunternehmer, ich muss gestehen, ich war bisher ein einziges Mal hier in Desperation zu Gast, es ist bereits einige Jahre her, nun bin ich wieder hier, und well, ich muss sagen: es ist definitiv ZU viele Jahre her!

Freundliches Klatschen

Na gut, ich gebe zu, das war ein schwacher Auftakt. Ich meine: Das war ja schon fast eine plumpe Anbiederung. Das ist eigentlich nicht mein Stil. Es gibt Leute in der politischen Szene, die das als Stil pflegen...

... vereinzelte Lacher...

... die Ihnen sagen, was Sie hören möchten und Ihnen ein bezauberndes Lächeln schenken, und am Ende der Veranstaltung drehen sie sich um und zischen ihrem Privatpiloten zu, er soll die Maschine startklar machen, nichts wie weg hier...

... Lachen wird lauter...

... und die auch in der Regel gar nicht wissen, wo sie sich gerade befinden für ihre Rede, wenn es ihnen der Assistent nicht einflüstert. Well, das ist nicht mein Stil, ich schätze, ich wollte Ihnen einfach mitteilen: Es gefällt mir hier. Eine gute Stadt. Sie atmet, sie lebt, wissen Sie, das ist nicht selbstverständlich, dass eine Stadt pulsiert, wie es Desperation tut. Allerdings hatte ich hier bereits ein etwas unschönes Erlebnis...

... nervöses Gemurmel im Saal...

... ja, dort hinten an der Bar, da habe ich mir vorhin einen Whisky gegönnt und dabei die Diskussion zweier Herren gehört, well, ich habe natürlich nicht bewusst zugehorcht, manchmal kriegt man eben einfach etwas mit, Sie wissen schon. Und da habe ich gemerkt, dass die Herrschaften gerade über mich sprachen. Und der eine hat zum anderen sinngemäss gesagt: „Der scheint soweit ganz in Ordnung, aber ehrlich gesagt ist mir nicht ganz klar, was er konkret will.“

Ladies and Gentlemen, das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut. Wenn die Menschen nicht wissen, wofür ich stehe, dann habe ich meinen Job nicht richtig gemacht, dann muss ich mich entschuldigen. Und dann muss ich das nachholen. Und ich tue das hier, indem ich Ihnen sehr konkret sagen werde, was ich im Weissen Haus tun werde. Wird ein Thema gewünscht? Anyone?

Mehrere Zwischenrufe, mehrfach ist „Economy“ zu hören.

Well, right, natürlich, was denn sonst, wir sind hier ja unter Unternehmern, und die sind der Motor der Wirtschaft. Sie haben ein Recht darauf zu erfahren, wohin meine Wirtschaftspolitik führt. Ich sage Ihnen aber zuerst: Sie hier drin, Sie alle, die ein Business haben hier in Assentia, Sie tun mir leid.

Unruhiges Gemurmel, einzelne Zwischenrufe.

Yeah, Sie haben mich richtig verstanden. Sie tun mir leid. Man hält Sie hier unten nämlich in Ketten. Klar, Sie können Ihr Business betreiben, Ihre Dienstleistungen anbieten, aber wenn Sie das über die Grenze hinweg tun wollen, dann ist das nicht ganz so einfach.

Kapinsky wird von einem Zwischenruf unterbrochen.

Wie? Well, ja, da haben Sie völlig recht, Export – Import, das funktioniert bestens. Wir sind hier ja nicht im tiefsten Sozialismus. Aber wir sind weit von echter Freiheit entfernt. Denn wissen Sie, was mir nicht passt? Mir passt nicht, dass der Staat von Assentia nicht einmal ein kleines, bescheidenes Aussenhandelsabkommen abschliessen kann, ohne dass die Herrschaften in Astoria City gleich zum Hammer greifen.

Zwischenrufe, vereinzeltes Klatschen.

It’s a fact, meine Damen und Herren. Niemand kennt Ihre Anliegen so gut wie Ihr Governor. Aber der soll, wenn es nach dem White House geht, brav in seinen Grenzen verharren. Denn Aussenhandel ist Sache des Bundes, basta. Verstehen Sie mich richtig: Es gibt gewisse Dinge, die dem Bund vorbehalten müssen. Ich bin beispielsweise auch sehr dafür, dass Sie hier in Assentia nicht mal schnell eine neue Armee gründen...

... Gelächter...

... oder bundesweite Wahlen durchführen...

... Gelächter wird lauter...

... das alles untersagt Ihnen unsere Constitution, Gott segne sie. Und das ist in Ordnung. Aber wenn Ihr Governor ausgezeichnete Beziehungen zum Regierungschef eines anderen Staates hat, und am Abend bei einer Zigarre kommt das Gespräch darauf, dass man diese Beziehungen wirtschaftlicher Natur noch ausbauen könnte, mit, let’s say, einem kleinen Aussenhandelsabkommen – bitte, stört mich das?

Klatschen.

Oder stört es diese blonde Lady da in Astoria City?

Lauteres Klatschen, Gelächter.

Oder stört es mich, wenn der Souverän von Assentia beschliesst, sich vertraglich an einen bestimmten anderen Bundesstaat von Astor zu binden, was die Economy angeht? .- Nein, es stört mich nicht. Und es hat auch keinen anderen zu stören. Denn wissen Sie, ladies and gents, wenn es Ihnen gut geht, und wenn es Chan-Sen gut geht und Freeland und allen anderen, wenn es uns allen gut geht – where’s the damn problem?

Johlen und Stampfen im Raum.

Dieses Land ist aufgebaut auf Eigenverantwortung und Selbstinitiative. Jede unnötige Einschränkung behindert diese Werte. Ihr Bundesstaat, liebe Unternehmer, lebt von Dienstleistungen. Ich meine, Ihre Bauern tun Ihr Bestes, und die Industrie ist auch nicht zu verachten, aber das ist nicht Ihr Fundament. Sie bieten services, und die sollen sie dem anbieten dürfen, der sie will, und wenn sie dazu einen direkten Draht ins Ausland brauchen – well, just do it!

Einige Zuschauer erheben sich aus ihren Stühlen, immer mehr tun es ihnen nach.

Vielleicht bekommen Sie später noch Besuch von anderen Anwärtern auf die Präsidentschaft. Vielleicht werden die Ihnen erzählen, dass die Constitution heilig ist. Well, okay, ich glaube an Gott und die heilige Muttergottes, und ich glaube auch an die Constitution, aber wissen Sie, woran ich nicht glaube? Wollen Sie wissen, woran ich definitiv nicht glaube?

Totenstille im Saal.

Ich glaube nicht, dass wir heute schon perfekt sind. Ich glaube nicht, dass wir uns nicht noch weiter steigern können. Ich glaube nicht, dass wir schon alles dafür getan haben, die grossartigste Nation dieser Erde bleiben zu dürfen. Und wenn diese heiligste aller heiligen Constitutions dafür angetastet werden muss, wenn wir sie ändern müssen – well, dann tun wir das. Für Sie! Für Assentia! Bye. God bless the United States.

Tobender Applaus, Kapinsky mischt sich schulterklopfend unter die Zuschauer, dann fälllt ihm noch etwas ein und er kehrt zurück zum Rednerpult.

Kapinsky

Former President of the USA

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Dienstag, 8. Januar 2008, 09:39

Nur ganz kurz, dann lasse ich Sie an die Bar, keine Sorge.

Mir wurde gestern am Rande eines Gesprächs vorgeworfen, meine Kandidatur sei eine Art Spass-Aktion, ich würde selbst nicht an einen Sieg glauben, und die Sache sei heute bereits ein klares Rennen zwischen Democrats und Republicans.

Wissen Sie, ich staune. Wir haben eine Administration, die gerade im Sumpf versinkt. Zuerst wird aufgrund eines Rechnungsfehlers eine Reform gegroundet, mit der sich die Regierung gewissermassen zur Wahl empfehlen wollten. Dann wird - auf mein aufsässiges Hinterfragen hin - klar, dass Astors Engagement im Verteidigungsbündnis ISO ein gefährlicher Rohrkrepierer ist. Es ist inwischen nur noch eine Frage der Zeit, bis wir uns aus der ISO loslösen, aber bevor ich Fragen gestellt habe, kam kein Mensch in der Administration auf die Idee, dieses Engagement kritisch zu durchleuchten. Und auch keiner von der Opposition, im Gegenteil: Sogar von dieser wurde ich für meine Hartnäckigkeit abgestraft!

Und dieses seltsame Tandem aus unkritischen Behördengläubigen lässt mir nun über einige Handlanger ausrichten, ich sei ein Spasskandidat ohne Chancen. Well, wissen Sie, was? Vielleicht war das Ganze zu Beginn tatsächlich nur ein grosses Abenteuer. Vielleicht habe ich zu Beginn wirklich nicht an meine Chance geglaubt.

Aber jetzt, nach diesen Vorfällen - jetzt tue ich es, mehr als je! We need a change - the right change! Good bye!

Geht unter lautstarkem Applaus und Fussstampfen des Publikums ab.