Ich sehe die Sache durchaus ähnlich wie Heinrich Louis, Sir Dudley oder Sam Third, auch ich halte Nuklearwaffen für sinnvoll in die Simulation einzubauen. Aber mehr noch, halte ich sie in gewisser Weise sogar für notwendig!
Warum? Na, ganz einfach: es wird niemals gelingen, einen offenen Krieg zwischen zwei oder mehr "großen" Micronationen auszusimulieren. Die Diskussionen darüber, wer mit welcher realistischerweise vorhandenen Truppenstärke und welcher realistischerweise vorhandenen Ausrüstung wen an welchem Ort realistischerweise wann wie deutlich und unter welchen realistischen eigenen Verlusten schlagen kann oder nicht, werden niemals zu einer beiderseits als befriedigend empfundenen Lösung geführt werden können. Denn letztlich ist doch jeder der Meinung, dass er auch ganz ohne Superwaffen oder Millionenheere aus irgendeinem Grund heraus - sei es die besondere Motivation seiner Truppen, logistisches Genie, eine raffinierte Taktik oder was auch immer - vielleicht nicht per se unbesiegbar, aber auf jeden Fall diesem konkreten Gegner in diesem konkreten Krieg zumindest gerade soweit überlegen ist, dass er von diesem nicht besiegt werden kann.
Aus der Simulationsexterne heraus betrachtet sind wir also gezwungen, Konflikte stets einer Lösung zuzuführen, welche maximal einen von beiden Seiten mit nur begrenzten Ressourcen geführten "Stellvertreterkrieg" irgendwo in der Walachei, will heißen abseits ihrer Staatsgebiete, beinhaltet. Einen solchen zu verlieren oder zumindest nicht zu gewinnen lässt sich ggf. noch mit dem Stolz der Beteiligten vereinbaren, da vielleicht das Expeditionscorps zu klein bemessen war, oder so - in einem "richtigen" Krieg hätte der diesmal siegreiche Gegner aber keine Chance!
Aber warum ist es simulationsintern so, dass wir immer wieder einem Weltkrieg entrinnen - dass wir spionieren, intrigieren, konferieren, alliieren, und sich notfalls mal die mobilen Einsatzkommandos der an einer Krise beteiligten Staaten irgendwo im Urwald treffen um sich zu duellieren, es aber niemals zum offenen Weltkrieg kommt, obwohl das militärische Potenzial einen solchen zu führen auf beiden Seiten mehr als ausreichend vorhanden ist?
Die für mich einzig logische Erklärung: weil wir wissen, dass am Ende eines offenen Krieges zwischen den großen Antagonisten der micronationalen Welt sehr wahrscheinlich bis sicher deren Untergang stünde. Ich weiß, jene unter uns die alt genug sind, diese Zeit noch bewusst miterlebt zu haben wollten das damals vielfach nicht wahrhaben, und die anderen bestreiten es heute oftmals rückblickend, aber: das Wissen der politischen und militärischen Führungen der beiden Machtblöcke darum, dass die jeweils andere Seite, egal wie vernichtend sie bereits geschlagen ist, immer noch per Knopfdruck das Ende der menschlichen Zivilisation wie wir sie kennen hätte herbeiführen können (und sehr wahrscheinlich auch herbeigeführt hätte), hat den Frieden in Europa, Nordamerika und der Sowjetunion gesichert. Ketzerisch gesagt: der potenzielle nukleare Overkill war der beste Garant für dauerhaften Frieden, den die Welt jemals gekannt hat.
Denn er hat endgültig alle Träume davon ausgelöscht, durch personelle oder materielle Überlegenheit, durch taktisches Genie oder schlichtes Fortune einen Weltkrieg gewinnen zu können. Beiden Seiten war klar: sobald sie in einem solchen endgültig die Oberhand gewinnt, drückt die andere den roten Knopf, und bringt die Weltgeschichte faktisch zu ihrem Ende.
Und die Gewissheit dieser finalen Konsequenz eines Weltkrieges ist meines Erachtens auch die einzig schlüssige Erklärung, warum sich die Spannungen zwischen wechselnden politischen Polen der micronationalen Weltgemeinschaft niemals in einem offenen Waffengang entladen, sondern sich endlose Propagandaschlachten, Intrigen, Konferenzen und ggf. Scharmützel an entlegenen Schauplätzen aneinanderreihen.
Die zwar noch nicht geäußerte, aber wahrscheinlich auf meine Worte erwiderte Idee eines "konventionellen Patts" ist, mit Verlaub, albern: auch ein mit konventionellen Waffen geführter Krieg kann vernichtende Dimensionen annehmen, ja, aber man kann ihn gewinnen, und sei es unter extremen Verlusten, dafür ist man immerhin seinen Gegner anschließend dauerhaft los. Und diese Aussicht allein genügt, ihn irgendwann ausbrechen zu lassen, was in der micronationalen Welt aber eben nicht umsetzbar ist.
Also: ich halte das nukleare Patt nicht nur für sinnvoll, sondern letztlich für logisch zwingend, um die weltpolitischen Gegebenheiten in den Micronationen schlüssig zu erklären.