Richard Dean Templeton betritt unter dem Jubel und zahlreichen "Templeton"-Sprechchören der Anwesenden die Bühne. Er winkt der Menge ausgiebig zu, ehe er sein Mikrophon zur Hand nimmt, um zu den Anwesenden zu sprechen.
Good evening, Fredericksburg!
Hello, Mr. McBryde!
Er winkt in die Kameras; Gelächter.
Ich freue mich, heute Abend hier bei euch zu sein. Aber ich muss euch gleich eine schlechte Nachricht geben: Alexander Xanathos ist erkrankt und kann heute leider nicht hier sein.
Enttäuschte Gesichter.
Es ist aber nichts ernstes, nur muss sich der Gute jetzt erst einmal auskurieren. Er wird uns jetzt sicherlich von zu Hause aus zusehen - von dieser Stelle nochmals gute Besserung, Alexander!
Beifall.
Nun, machen wir das Beste daraus. Ich bin heute euer Alleinunterhalter. Demnächst machen Alexander und ich das wieder zusammen - und sobald Senator Hodges aus seinem Urlaub zurück ist, mischt dann noch jemand mit.
Gelächter.
Die Themen, über das ich heute mit euch sprechen möchte, sind aber durchaus ernst. Fangen wir gleich mit dem kontroversesten Thema an: Der Todesstrafe.
Es wird stiller, vereinzelter Applaus.
Liebe Freunde, ihr wisst: Ich bin nicht einig mit denjenigen, die eine Abschaffung der Todesstrafe fordern, vor allem nicht unter den inakzeptablen Bedingungen, wie sie der Entwurf von Senator Hodges vorsieht.
Kräftiger Applaus.
Die Todesstrafe als solche ist nach einem Urteil des Supreme Court als Strafe weder außergewöhnlich noch grausam. Die Demokraten bedienen sich nun nur noch bei der "Moral". Aber ich frage euch: Welche Moral hat es, jemanden, der heimtückisch gemordet hat, lebenslang einzusperren, ihn bis zum Ende am Leben zu halten? Schreckt das potentielle Täter ab? Hilft das den Hinterbliebenen, die einen geliebten Menschen verloren haben? Und bringt das die Täter zur Reue? Nein, liebe Freunde, das glaube ich nicht!
Heftiger Beifall.
Widmen wir uns doch lieber der Linderung der Not derer, die unser Mitgefühl verdient haben. Und überlassen wir die schuldigen Mörder dem gewogenen Urteil unserer Richter.
Applaus.
Aber trotz dieser Meinungsverschiedenheit, liebe Freunde, denke ich, dass jeder aufrechte Astorier, der sich dem Rechtsstaat verpflichtet fühlt, sich eindeutig von der erst jüngst erfolgten Rechtsprechung in der aurorianischen Diktatur
* distanzieren muss.
Jubel.
Befürworter wie Gegner der Todesstrafe sind darin vereint, dass eine Strafe nur dann angeordnet werden darf, wenn ihm ein rechtstaatliches Verfahren zugrunde liegt. Sieht man die Schuld einer Person, eine Straftat begangen zu haben, auch als bewiesen an: Diese Person hat ein Grundrecht, ja ein Menschenrecht darauf, mit den Vorwürfen konfrontiert zu werden und sich zu verteidigen. Das mag einigen von uns schwer auf den Magen schlagen - aber genau dieses Verfahren unterscheidet uns von Diktaturen wie Aurora.
Ein Urteil darf weder vorher festgelegt sein, noch darf das Urteil leichtfertig und ohne rechtliche Abwaegungen erfolgen. Und, liebe Freunde, es muss auch möglich sein, dass Urteile selbst des Supreme Court der Revision unterliegen, denn auch Richter sind Menschen - und Menschen machen Fehler!
Heftiger Applaus.
Der gegenwärtige Strafprozess vor dem Supreme Court zeigt aber auch: Es fehlt in den Vereinigten Staaten an einer Strafprozessordnung. Das erste auf den USPC gestützte Strafverfahren folgt Regeln, die der Supreme Court selbst festgelegt hat, weil es an einer gesetzlichen Grundlage dafür fehlt. Das, meine Freunde, müssen wir in den kommenden Monaten ändern!
Beifall.
Man sollte sich aber auch Gedanken darüber machen, was passiert, wenn Dascombe zu einer Strafe verurteilt werden sollte. Es gibt auch keine Regeln für den Strafvollzug - der Gesetzgeber hat bislang nicht geregelt, wie eine Haftunterbringung stattzufinden hat. Auch dies ist eine Baustelle, die wir baldestmöglich ausschildern und bearbeiten werden müssen!
Erneuter Beifall.
Ihr alle wisst, dass ich ein umbedingter Verfechter eines mit mehreren Richtern besetzten Supreme Court bin. Die gegenwärtige Personalsituation ist außerordentlich unbefriedigend. Nach mehreren Wochen der Suche wurde lediglich eine Person gefunden. Eine hochqualifizierte Person zwar, aber leider nur eine einzige.
Dies, liebe Freunde, muss uns zu denken geben! Wir müssen es erreichen, dass Urteile in unserem Land nicht einer einzigen Person aufgebürdet sind, sondern von einem Kollegialorgan gefällt werden können.
Die notwendigen Juristen gibt es in unserem Lande, davon bin ich überzeugt. Die Eintrittshürden sind aber offensichtlich zu hoch, die Ämter der Associate Justices nicht attraktiv genug. Dies müssen wir ändern! Alexander Xanathos und ich werden uns diesem Thema in den kommenden Monaten widmen. Im Rahmen einer ergebnisoffenen Diskussion müssen Lösungen gefunden werden, um unser Rechtssystem verlässlicher, vielschichtiger und dauerhaft arbeitsfähig zu machen. Und ich setze mir ein ehrgeiziges Ziel: Bis zum Ende der kommenden Amtsperiode sollen die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen sein!
Heftiger Applaus.
Aber auch der United States Penalty Code gehört zu jenen Baustellen, die von uns in den kommenden Monaten fertig gestellt werden müssen. Die Grundlagen sind geschaffen, aber insbesondere im bereich des Wirtschaftsstrafrechtes gibt es erheblichen Bedarf an gesetzlichen Regelungen! Ich bin mir sicher, dass die Administration Scriptatore hier erste Vorschläge erarbeiten wird. Ob und inwieweit diese aber in den nächsten Wochen noch zur Umsetzung gelangen, ist unklar. Hier gilt es, die Fackel weiterzutragen und dieses ambitionierte Projekt zu einem guten, zu einem erfolgreichen Ende zu bringen.
Kräftiger Beifall.
Gemeinsam werden Alexander Xanathos, unser Team und ich uns auch die vielen Gesetze, die unser Land bereits hat, anschauen und jedes dieser Gesetze auf Notwendigkeit, Effektivitität und Verbesserungspotential überprüfen. Entschlacken dort, wo es sinnvoll ist und ergänzen dort, wo es richtig ist. Auf dem Gegebenen sollten wir uns nicht ausruhen, sondern jede Möglichkeit nutzen, unsere Gesetze, die Spielregeln unserer Vereinigten Staaten weiterzuentwickeln.
Überschwänglicher Jubel.
Und dann, liebe Freunde, gelingt den Vereinigten Staaten auch ein großartiges Comeback.
God bless you!
Sofort springt die Menge auf und applaudiert frenetisch. Richard winkt und lässt sich feiern. Zahlreiche Flaggen werden geschwungen und "USA"- sowie "Templeton"-Rufe sind noch minutenlang zu hören.