Was die Vereinigten Staaten brauchen ist zuvörderst ein Präsident, der - ggf. mit seinem Vizepräsidenten als Vertrauensmann - führen kann und will, und der seinem Kabinett dementsprechend "die Sporen gibt."
Nach der Verfassung ist der Präsident nicht der Vorsitzende einer Konferenz der Leiter der Obersten Bundesbehörden mit evtl. Stichentscheidskompetenz oder so, sondern eben der Oberste Exekutivbeamte. Er bestimmt die Regierungspolitik, und die Bundesminister sind seine sachkundigen Amtsgehilfen, die ihn beraten und seine Anweisungen umsetzen. Sie haben in dem Sinne gar keinen "Kreativauftrag" - Ideen einzubringen und umzusetzen ist Sache eben des Präsidenten, des Kongresses sowie der Gouverneure. Wer eine eigene Politik entwickeln und verfolgen will, der muss sich um eines dieser Ämter bemühen. Die Bundesminister assistieren dem Präsidenten bloß bei der Verfolgung seiner Agenda.
Ein starker Präsident, der weiß, wohin er das Land politisch lenken will, hat selbstverständlich die Möglichkeit, sich sein Kabinett rein nach Sachkompetenz zusammenzustellen. Mit Leuten, die jeweils kundige und erfahrene Spezialisten auf ihrem Gebiet und bereit sind, unter dem Präsidenten zu arbeiten.
Ob und wenn ja welcher Partei jemand angehört, ist dabei völlig nachrangig. Es kommt auf das persönliche Verhältnis des Präsidenten zu seinen Ministern an. Diese müssen bereit sein, ihre Sachkunde in den Dienst seines Programms zu stellen, und er muss sich auf ihr Engagement und ihre Loyalität verlassen können, sowie dabei als die zentrale Schnittstelle innerhalb der Regierung fungieren.
Gibt er z. B. dem Verteidigungs- und dem Justizminister einen Auftrag, den sie auf Grund der beteiligten Gebiete und benötigten Ressourcen nur gemeinsam bearbeiten können, dann haben sie es jeder als eine Anweisung ihres Vorgesetzten zu begreifen, vertrauensvoll und konstruktiv zusammenzuarbeiten - egal, ob sie einander nun menschlich und/oder politisch mögen bzw. nahestehen oder nicht. Bei Reibungen hat der Präsident die Wahrung der Disziplin unter seinen Untergebenen durchzusetzen.
Die Verfassung kennt kein Gegenüber von Parteien oder gar Obersten Bundesbehörden untereinander, sondern ein solches der drei Staatsgewalten, der beiden Kammern des Kongresses, sowie des Bundes und der Staaten.
Der Präsident muss sich ohne Ansehen von Parteizugehörigkeit (bzw. Parteilosigkeit) oder Herkunft die Leute zusammensuchen, die bereit und im Stande sind, ihn auf ihrem jeweiligen Fachgebiet wirksam und diszipliniert zu unterstützen. Jedes Kongressmitglied muss in seiner Kammer ebenso wie der anderen Kammer von Thema zu Thema nach den Leuten Ausschau halten, mit denen es sich jeweils zusammenschließen kann - egal, woher sie kommen, und ob und wenn ja welcher Partei sie angehören.
Ein faktisches Direktorialsystem mit Parteienproporz - in dieser Richtung verstehe ich die Überlegungen des Attorney Generals - hielte ich für den falschen Weg.
Vielmehr braucht Astor einen Präsidenten, der seine formal starke Stellung auch materiall adäquat ausfüllt, und einen Kongress, der in der Lage ist, wechselnde sachbezogene Koalitionen zu formen, um ihm als Gegengewicht entgegen zu treten.