Wenn es nun Usus geworden ist, den von der CVC versandten Fragebogen öffentlich zu beantworten, will auch mich dem nicht entziehen:
1. Abtreibung
1.1. Wie stehen Sie allgemein zur Abtreibung?
Abtreibung ist kein probates Instrument der Familienplanung, und kann es niemals sein. Wo jedoch Instrumente wie Aufklärung, Zugang zu vernünftigen Verhütungsmitteln und Hilfestellungen zur Versorgung und Erziehung eines Kindes versagen bzw. keine für die Schwangere tragbare Lösung sind, kann sie der traurige, aber beste und menschlichste Ausweg sein. Darüber hat jedoch nicht der Gesetzgeber zu entscheiden, sondern die Schwangere.
1.2. Treten Sie für ein Verbot der Abtreibung ein?
Aus o. g. Gründen: nein.
2. Homo-Ehe
2.1. Wie stehen Sie zur sog. "Homo-Ehe" als der Ehe gleichgestellte Verbindung zweier Menschen?
Der Staat ist nicht befugt, darüber zu urteilen, ob und wie Menschen Partnerschaften miteinander eingehen. Er hat ihre Lebenswirklichkeiten zur Kenntnis zu nehmen und in seiner Gesetzgebung zu berücksichtigen. Das gilt in vollem Umfange auch für dauerhaft angelegte und auf gegenseitige Verantwortung und Fürsorge angelegte gleichgeschlechtliche Partnerschaften.
2.2. Wie beurteilten Sie in diesem Zusammenhang den "Freedom of Marriage Act"?
In diesem Zusammenhang und vor dem Hintergrund, dass das Familienrecht Sache der Bundesstaaten ist, ist der Freedom of Marriage Act vernünftig und sachgerecht.
2.3. Sollten Homo-Ehen allgemein verboten werden?
Aus den unter Nr. 2.1. erläuterten Gründen: nein.
3. Pornographie
3.1. Halten Sie Pornographie für durch die Redefreiheit gedeckt?
Ja. Redefreiheit ist nutzlos, wenn dem Staat die Kompetenz gegeben wird zu entscheiden, welche Äußerungen durch die Redefreiheit gedeckt werden, und welche nicht.
3.2. Sollte Ihrer Meinung nach Pornographie frei verkäuflich sein?
Ja, Begründung siehe oben.
3.3. Wie sollten Kinder und Jugendliche ihrer Meinung nach am besten vor Pornographie geschützt werden?
Das fällt primär unter den Erziehungsauftrag der Eltern. Zudem sollte Pornographie auch im Rahmen der Sexualerziehung an Schulen thematisiert werden, um jungen Menschen die Gelegenheit zu geben, evtl. durch den Konsum von Pornographie erworbene Eindrücke in geschützter und verantwortlich geleiteter Atmosphäre miteinander sowie mit Erwachsenen zu diskutieren, einzuordnen und zu verarbeiten.
4. Unterricht
4.1. Wir beurteilen Sie die Vermittlung der "Darwin'schen Evolutionstheorie" in astorischen Schulen?
Die von Charles Darwin begründtete bzw. erstmals formulierte Evolutionstheorie entspricht - unter Berücksichtigung aller seither empirisch gewonnen weiteren Erkenntnisse und entsprechenden Modifikationen bzw. Weiterentwicklungen - dem methodologisch zweifelsfreien Erkenntnisstand der Biologie, und ist als solcher im naturwissenschaftlichen Biologieunterricht zu vermitteln. In diese Vermittlung ist einzubeziehen, wie diese Erkenntnisse gewonnen und weiterentwickelt wurden, um die Schüler zu einer kritischen Auseinandersetzung mit und Weiterentwicklung der Evolutionstheorie zu befähigen.
4.2. Wie beurteilen Sie die Vermittlung der "Intelligent Design-Theorie" in astorischen Schulen?
Im Geiste der weltanschaulichen Neutralität der astorischen Schulen muss auch eine unvoreingenommene Vorstellung und Diskussion von Theorien wie z. B. dem Intelligent Design ihren Raum haben. Das beginnt bereits im Biologieunterricht, in den die Geschichte dieser Wissenschaft und die Methoden, mit denen die heute als gesichert erachteten Erkenntnisse gewonnen wurden, einzubeziehen sind. Insbesondere im Philosophieunterricht sind auch Fragen der Erkenntnistheorie, Ontologie und Wissenschaftsethik einzubeziehen. Es darf an astorischen Schulen keinerlei Denk- und Diskussionsverbote geben, weder in die eine, noch in die andere Richtung.
4.3. Wie stehen sie zu Projekten, an Schulkinder Kondome zu verteilen?
Egal, wie wir als Erwachsene es nun ethisch und erzieherisch beurteilen: Jugendliche sind miteinander sexuell aktiv. Ermahnungen und Verbote ändern gar nichts daran. Unsere Verantwortung und einzige sinnvolle Einflussmöglichkeit ist es, junge Menschen in diesem Bereich ihres Lebens zu begleiten und zu unterstützen. Dazu gehröt die Vorsorge gegen sexuell übertragbare Krankheiten, wie auch ungewollte Schwangerschaften. Die Abgabe von Kondomen an Schulen kann einen wichtigen und wertvollen Beitrag dazu leisten.