Tja, was soll unser aller die zuletzt von noch 29,67% der Wahlberechtigten aktiv unterstützte Mutti auch tun?
Ein "Grexit" könnte in zweierlei Hinsicht katastrophale Folgen für sie haben:
Erstens würde er ihr politisches Dogma, die immer weiter fortschreitende europäische Einigung sei unaufhaltsam und unumkehrbar, widerlegen. Monate vor einer gewissen Volksabstimmung in Großbritannien mit möglichem Dominoeffekt (in Irland gibt es bereits Erwägungen, Großbritannien zu folgen, sollte es die EU verlassen) und angesichts renitenter Tendenzen in unterschiedlichen EU-Ländern (Dänemark, Ungarn) wäre das ein böses Fanal für die Mutti aller Zentraleurokraten und ihre Lehren.
Und zweitens würde damit das völlige Versagen der deutschen Politik (und des Bundesverfassungsgerichts) offenbar: Die einzige Diskussion, wenn man sie überhaupt so nennen kann, über den Vertrag von Maastricht und die Währungsunion bestand darin, die Skeptiker und Gegner als unseriös und unverantwortlich abzukanzeln. Das Volk hatte gar keine Möglichkeit, die Misere durch Wahlen zu verhindern, denn wen hätte es wählen sollen? Die selbsterklärt aufgeklärten und verantwortungsbewussten demokratischen Führungskräfte waren sich schließlich alle einig,
Trotz unaufhörlichen Jubelgepersers in den professionell redaktionell gelenkten Leitmedien ob Deutschlands Herrlichkeit kommen die Einschläge bereits spürbar näher: In der letzten Bundestagswahl haben zusammengenommen bereits weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten (48,05%) noch für Union oder SPD gestimmt. Mehr als jeder Vierte hat sich hingegen geweigert, überhaupt noch am "Mutti-Tag 2013" teilzunehmen. Dafür stellen in Baden-Württemberg die Grünen und in Thüringen die Linke den Ministerpräsidenten, in jeweils mehreren Landesparlamenten sitzen Piraten und AfD, letztere hätte es fast in den Bundestag geschafft, während die Linke dort technisch gesehen der Oppositionsführer stellt - soweit man angesichts einer Drei-Viertel-Übermacht der Koalitionsfraktionen überhaupt noch von einer funktionstüchtigen Opposition sprechen kann.
Wenn Muttis Euro-Kartenhaus jetzt in sich zusammenfiele könnte niemand vorhersagen, wen oder was es vielleicht mit sich risse ...
Nein, Griechenland bleibt im Euro, egal wie viele Milliarden das Deutschland noch kostet. Notfalls erhöht man dazu die Steuern, wozu sich ja diverse Gelegenheiten geradezu aufdrängen:
Da der EuGH die Entlastung deutscher Autofahrer bei der Kraftfahrzeugsteuer im Gegenzug für die Pkw-Maut kassieren wird, wäre stattdessen eine Anhebung der Kfz-Steuer zusätzlich zur Maut ideal. Wie damals bei der Umsatzsteuer, der Kompromiss zwischen einer Anhebung um zwei Prozentpunkte und keiner Anhebung war letztlich eine Anhebung um drei Prozentpunkte.
Die SPD hätte außerdem gerne die Vermögensteuer zurück und die Erbschaftsteuer spürbar angehoben, beides käme nun perfekt gelegen.
Dümmstenfalls ist der Euro irgendwann das Papier nicht mehr wert, auf dem er gedruckt ist, und die Leute benutzen als Ersatzwährung wieder Zigaretten oder so - aber dann sowohl in Griechenland, wo wer auch immer regiert, wie auch in Deutschland, wo noch 100 Jahre Mutti regiert.